Vorwort des Herausgebers
Walter Sommer lebte von 22.1.1887 bis 22.11.1985. Nur
wenige Menschen kennen ihn und sein Werk. In “Der Vegetarier“ (1/1977)
schrieb Dr. A. Skriver über seinen Lebenslauf: "Walter Sommer war der
radikalste Reformer unter den Vegetariern. Er entwarf schon ein Vegan-System,
als noch keiner von uns daran dachte."
Walter Sommer gründete 1924 in Ahrensburg/Holstein (Parkallee 9, heute
Sommerpark 1) einen Verlag für Schriften zur Lebensreform und ein Versandgeschäft
für Früchte, Nüsse, Honig und ähnliche Produkte. Seither verschickte er
regelmäßig die “Lichtheilgrüße“. Seine Lieferlisten beinhalteten immer
auch tiefgründige Aufsätze über die fragwürdige Lebensweise der Menschen
mit durchaus realisierbaren Vorschlägen. “Schafft Euch einen Garten an,
und Ihr werdet frei !“, mahnte er. Seit 1950 folgten die Monatshefte und
die "Hausnachrichten", die er bis 1981 veröffentlicht hat. So hat er vielen
Menschen zu Gesundheit und Lebensglück verholfen.
Walter Sommer war viel mehr als nur ein radikaler Vegetarier.
Er ging in seinen Gedanken weit über die Ernährung hinaus, so daß ich
ihn auch als einen der bedeutendsten Kulturgeschichtsforscher bezeichne.
Er hat nachgewiesen, daß im alten Germanien die Menschen als Gärtner und
Bauern (bis zum Einbruch der Römer) rein vegetarisch gelebt haben, und
daß es damals ein freies Bodennutzungsrecht gab, das den Menschen eine
gesunde und gerechte Lebensgrundlage gegeben hat. Diese Lebensform hat
vor 3.000 - 5.000 Jahren zu einer Hochkultur geführt, die bis nach Asien,
Nordafrika und Nordamerika ausgestrahlt hat. Es war eine Hochblüte der
Gartenkultur, der Astronomie, der Geodäsie (Erdvermessung), des Kunsthandwerkes
und der Wirtschaft (Tauschhandel).
Er beschrieb - immer ausgehend von der grundfalschen
Ernährungs- und Lebensweise der Menschheit- auch die daraus entstandene
dunkle Seite des Daseins, jene übernational wirkende Minderheit egozentrischer
Machtspekulanten, die nicht das Wohl, sondern die Ausbeutung der Völker
im Sinn haben. Dabei ist der Dreh- und Angelpunkt der europäischen Geschichte
das römische Bodeneigentumsrecht, das seit dem Mittelalter schrittweise
verwirklicht worden ist. Auf diesem "Recht" gründet der Landraub, der
die Verarmung der Völker zur Folge hat. In diesem Sinne beschrieb Sommer
ein "Entwicklungsgesetz der Kulturvölker". Auch die Politik heute ist
Teil dieses Vorganges und betreibt die Ausbeutung von Mensch und Natur.
Keine der politischen Parteien stört sich an dem naturwidrigen Bodenrecht.
Man hat unsere Erde zum Spekulationsobjekt gemacht und verteidigt dieses
"Recht" mit Waffengewalt. Sommer schrieb von einem "Teufelskreis" (circulus
vitiosus), der erst nach Änderung der Ernährungs- und Lebensweise, also
nur durch eine gründliche Änderung der Gesinnung, durchbrochen werden
kann.
Solche radikalen Gedanken blieben natürlich der politischen
Obrigkeit nicht verborgen. Im "Dritten Reich" wurde Walter Sommer ein
Rede- und Schreibverbot auferlegt. Sein Buch "Das Spiegelbild der Weltgeschichte"
(1931) wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und eingestampft,
als man zeitgleich mit dem größten Grundbesitzer (dem Vatikan) gemeinsame
Sache gemacht hat (Konkordat). Darüber berichtet Sommer in den Hausnachrichten
Nr. 39 vom Dezember 1954. Nach Kriegsende wurde ihm vom Gericht eine Entschädigung
verweigert, weil er sich in seinen Schriften auch kritisch über die Juden
und somit "antisemitisch" geäußert habe.
Ab 1950 nahm er seine Arbeit wieder auf. Über sein weiteres
persönliches Schicksal berichten seine Hausnachrichten Nr. 110, 116 ("Walter
Sommer 90 Jahre"), 119 und 127. Die letzte von ihm herausgegebene Nummer
hat seine 2. Ehefrau Hanna (geb. Heinecke) in Absprache mit ihm geschrieben.
Sein Wunsch nach einer Neuauflage seines Buches "Das Spiegelbild der Weltgeschichte"
konnte er nicht mehr verwirklichen. Sein Hauptwerk aber ist das "Das Urgesetz
der natürlichen Ernährung". Dieses Standardwerk für Volksgesundheit ist
leider jetzt vergriffen.
Zu den wertvollsten Kurzschriften der Reformbewegung
und Geschichtsforschung gehören die "Hausnachrichten", die W. Sommer regelmäßig
herausgebracht hat. Von diesen sind noch 78 Nummern erhalten, die in einem
gedruckten Band angeboten werden (s. Verzeichnis Bücher). Hier werden
einige besondere Aufsätze eingebracht. Kürzungen sind mit (...) gekennzeichnet.
Gekürzt wurden die umfangreichen Texte um die Versandnachrichten, Preislisten,
Rezepte und Leserbriefe. Die HN Nr. 108 wurde gekürzt um die Deutungen
aus der biblischen "Offenbarung". Es soll hier vor allem der geschichtliche
und ernährungspolitische Hintergrund zur Sprache kommen.
Karlheinz Baumgartl im Frühjahr 2004